Kommunikation – Was ist das eigentlich?
Geschrieben von Daniel Singer-Urak

Kommunikation – Was ist das eigentlich?
Geschrieben von Daniel Singer-Urak

Inhaltsverzeichnis

Man kann nicht nicht kommunizieren.

Wie fange ich an über Kommunikation zu sprechen?

Was ist Kommunikation?

Was hat das alles mit Storytelling zu tun?

 

Wo fängt Kommunikation an?

Bei der Beantwortung der ersten Frage habe ich mir das Leben leicht gemacht und auf eines der bekanntesten Zitate über Kommunikation zurückgegriffen.

 

Der Satz ist kurz und klar und sagt trotzdem so viel aus.

 

Man kennt ihn oder hat ihn zumindest schon einmal gehört. Weniger bekannt ist, dass das Zitat nur das erste von fünf Axiomen ist, die Paul Watzlawick und seine Kollegen entworfen haben.

 

Die fünf Axiome von Watzlawick

    1. Man kann nicht nicht kommunizieren!
    2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.
    3. Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.
    4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.
    5. Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichgewicht oder Unterschiedlichkeit beruht.

     

    Das Vier-Seiten-Modell

    Ein weiteres bekanntes Kommunikationsmodell ist das Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun. Es besagt, dass der Sender bei einer Aussage mit vier Mündern spricht und der Empfänger die Aussage mit vier Ohren hört.

     

    Die vier Seiten unterteilt er wie folgt:

      • Sachinhalt
      • Selbstkundgabe
      • Beziehungshinweis
      • Appell

       

      Auch wenn die Modelle unterschiedlich erscheinen, haben sie einige Gemeinsamkeiten.

       

      Den Sachinhalt finden wir in Axiom 2 und Axiom 4 wieder. Er wird über den Inhaltsaspekt von Axiom 2 transportiert, in Axiom 4 entsprechen die digitalen Modalitäten dem Sachinhalt. Als digital versteht Watzlawick die sprachlichen Elemente einer Nachricht.

       

      Den Appell finden wir in Axiom 3 wieder. Jede Kommunikation hat eine Ursache und eine Wirkung. Aber auch in Axiom 5 findet sich der Appell wieder, denn diese Ebene sagt einiges über die Beziehung der Partner:innen aus und wie sie zueinander stehen. Ob die Kommunikation symmetrisch (=auf einer Ebene) oder komplementär (=auf unterschiedlichen Machtpositionen) abläuft.

       

      Wir sehen, die Modelle setzen an unterschiedlichen Punkten an, zielen aber in eine gemeinsame Richtung. Das ist kein Zufall.

       

      Kommunikation & Storytelling

      Aber was hat das mit Storytelling zu tun?

      Ich weiß doch, was ich erzählen will!

       

      Hier kommen die Modelle zum Einsatz, denn wir schreiben die Geschichte nicht für uns, nicht wahr?

       

      Um ein erstes Gegenargument aus dem Weg zu räumen: Ja, es ist richtig, dass manche Autor:innen fiktionaler und nicht fiktionaler Bücher und Texte nur geschrieben haben, was sie wollten, und Erfolg hatten.

       

      Ich lehne mich nicht weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass diese Erfolge sich nicht reproduzieren lassen und daher zu einem Teil dem Zufall und Glück geschuldet sind.

       

      Wir werden mehr Erfolg haben, wenn wir die Texte und Geschichten für unsere Leser und Leserinnen schreiben.

       

      Wir haben ein Zielpublikum, dass wir bedienen möchten, dem wir gerecht werden müssen. Wie das Vier-Seiten-Modell so schön beschreibt, besteht Kommunikation nicht nur aus der Senderin, sondern auch aus dem Empfänger.

       

      Matt Bird beschreibt es in seinem Buch The Secrets of Story folgendermaßen:

      „Many writers fear that if they try wo write for an audience they´ll end up ‚pandering‘ or ‚chasing the market.‘ Indeed, both of those are bad, because the audience doesn´t want to control your narrative. They want you to control their experience. They want you to set, upset, and reset their expectations. They´ll never admit it, but they want you to masterfully manipulate their emotional experience every step of the way. Figuring out how to do that is the number one goal for any writer.”

       

      Auch im Marketing gibt es einen Begriff für die hypothetischen Kundinnen, die wir ansprechen wollen – die Personas.

       

      Für gezielte Werbeschaltungen bei Facebook gibt es die Lookalike Audiences

       

      Erfolgreiche Politiker:innen versuchen in der Sprache des Wähler:innen zu sprechen. Klar, das ist die Sprache, die sie verstehen und die ihren Alltag und ihr Leben bestimmt.

       

      Beispiel aus der Werbung

      Ein Beispiel aus dem Raum Österreich für eine misslungene Werbekampagne, die nach vielen Jahren gegen eine gelungene eingetauscht wurde, ist die GIS – über die man in Österreich Gebühren für die Nutzung des öffentlichen Rundfunks zahlen muss.

       

      Die misslungene Werbekampagne hatte kein Gesicht, keinen Helden oder Heldin. 

       

      Wir hörten eine unfreundliche Stimme, die das Zielpublikum vorverurteilte und beinahe eine Drohung aussprach.

       

      Bei dieser Kampagne wurde keine Sekunde dafür verschwendet, sich über das Zielpublikum Gedanken zu machen. Man wollte eine Botschaft loswerden, die in etwa lautete: „Zahl deine verdammte Gebühr.“

       

      Erfolg war ausgeschlossen.

       

      Die neue Kampagne, die im Jahr 2020 startete, macht das Gegenteil.

       

      Sie zeigt unterschiedliche Held:innen – Gebührenzahler:innen die uns erzählen, was sie durch das Zahlen der Gebühr leisten.

       

      Die Kampagne ist sympathisch. Sie verurteilt nicht sondern bedankt sich. Sie zeigt uns Menschen und nicht nur eine passiv-aggressive, unangenehme Stimme. Sie zeigt uns die Vorteile, die durch die Gebühren möglich werden.

       

      Für mich funktioniert das (wobei ich die Zahlen seit dem Start der Kampagne nicht überprüft habe).

       

      Die Grice´schen Konversationsmaximen

      Zuguterletzt möchte ich noch auf die Grice´schen Konversationsmaximen eingehen, die meiner Meinung nach in jeder Form des Storytellings Anwendung finden (sollten).

       

      Die Maximen besagen:

      Maxime der Quantität:

        • Gestalten sie ihren Beitrag so informativ wie möglich
        • Gestalten sie ihren Beitrag nicht informativer als nötig

      Maxime der Qualität:

        • Sagen sie nur, was sie für wahr halten.
        • Sagen sie nichts, was sie für falsch halten.

      Maxime der Relevanz:

        • Füllen sie ihre Aussage nur mit Informationen, die zum Thema gehören.
        • Sprechen sie über nichts, was nicht zum Thema gehört.

      Maxime der Klarheit – Vermeiden sie:

        • Unklarheit
        • Mehrdeutigkeit
        • Weitschweifigkeit
        • Ungeordnetheit

       

      Nach diesen Regeln funktioniert jede Werbebotschaft, aber auch Erzählungen im Privaten werden durch die Anwendung der einfachen Maximen attraktiver.

       

      Die Theorien sind keine Anleitung, bei deren Einhaltung wir zu exzellenten Kommunikatorinnen und Storytellern werden.

       

      Nein – sie versuchen mithilfe eines wissenschaftlichen Ansatzes den komplexen Vorgang des Kommunizierens vereinfacht darzustellen.

       

      Das Ziel ist nicht, die Theorie auswendig zu lernen, sondern einmal davon gehört zu haben, grundsätzlich zu wissen, worum es geht um im gegebenen Moment auf sie zurückgreifen zu können.

       

      Was bringt mir das beim Schreiben?

      Das Schreiben von Dialogen macht mir Spaß aber lässt mich noch öfter verzweifeln.

       

      • Wie wird aus dem Gespräch ein Streit, den ich für die Szene brauche?
      • Wie schaffe ich den Übergang?
      • Was ist der Auslöser?
      • Was sagen die Charaktere und was meinen sie eigentlich?
      • Wo kommt es zu Missverständnissen und an welchem Punkt gibt es kein Zurück mehr?

       

      Lege ich mir das Modell von Schulz von Thun zur Seite, haben ich eine klare Vorlage, auf welchen Ebenen die Kommunikation zur Misskommunikation werden kann.

       

      Die Modelle sind dazu gedacht, die Kommunikation zu vereinfachen und Fehlkommunikation zu verhindern.

       

      Im selben Maß können wir sie invertieren und dazu nutzen, den Grund für die Fehlkommunikation unserer Figuren zu finden.

       

      Wir können uns auf das 3. Axiom von Watzlawick besinnen und aus Ursache und Wirkung der Kommunikation unserer Figuren eine unaufhaltsame Abwärtsspirale formen – die sich natürlich anfühlt und nicht erzwungen wirkt.

       

      Auch wenn wir nicht gefordert sind, immer und zu jeder Zeit die Axiome, Modelle oder Maximen anzuwenden, erleichtern sie uns die Kommunikation und machen uns zu besseren Storytellern, die überzeugen.

       

      Und jetzt:

      Lass dich überzeugen.

      Sei überzeugend.

      Vielen Dank!

      Du hast es fast geschafft.

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